BeikostbeginnDen Zeitpunkt bestimmt dein Kind

Kaum sind die ersten turbulenten Monate mit dem Neugeborenen geschafft, stellt sich meist als erste Herausforderung das Thema Beikost ein. Und wenn du beginnst, im Internet zu suchen, wirst du ganz schnell verwirrt sein, wenn du dir die Frage nach dem Beikoststart stellst.

Denn es gibt so viele Empfehlungen von -verschiedenen Stellen – wenn du „Beikost anfangen“ in Google eingibst, findest du unzählige Tipps und Artikel. Wobei ich dir an dieser Stelle nicht ernsthaft empfehlen möchte, diese Zusammenfassung durchzulesen, denn du kommst damit auf keinen grünen Nenner.

Aber: Der einzig wahre Experte ist ohnehin bereits bei dir zu Hause – nämlich dein Baby. Es wird dir unmissverständlich zeigen, wann es so weit ist. Und zwar indem es Interesse an dem, was du isst, zeigt. Es wird den Bissen, den du in den Mund steckst, mit den Augen verfolgen – und zwar bis in deinen Magen.

Dieses Interesse am Essen anderer ist für mich das wichtigste der sogenannten Beikostreifezeichen. Du kannst es rund um die Vollendung des sechsten Lebensmonats erwarten – bei einem Baby früher, beim anderen später.

Körperliche Voraussetzungen sind:

  • Das Baby kann mit nur wenig Hilfe aufrecht sitzen.
  • Das Baby kann seinen Kopf stabil halten.
  • Der Saugreflex ist bereits abgeschwächt.
  • Möglicherweise sind auch schon erste Zähne durchgebrochen.
  • Das Baby kann koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen durchführen (sprich sich z.B. eine Rassel in den Mund stecken).

Wenn du diese Anzeichen erkennst, kannst du erstmal damit beginnen, dem Baby einen Löffel in die Hand zu drücken, wenn du selber isst. So gewöhnt es sich langsam an dieses glatte, kühle Gefühl im Mund und kann damit experimentieren – du wirst erstaunt sein, was man mit einem Löffel außer zu essen noch machen kann.

Wichtig: Beikostbeginn bedeutet NICHT Ende der Stillzeit!

Das kommt leider in manchen Ratgebern so rüber, wenn es heißt, dass die Stillmahlzeiten (bzw. Fläschchenmilchmahlzeiten) ersetzt werden. Beikost bedeutet lediglich, dass zur ausschließlichen Milchnahrung der ersten Monate etwas hinzukommt. Also lass dich nicht beirren, wenn du stillst! Auch bei der WHO-Empfehlung heißt es: „Weiterstillen, so lange Mutter und Baby wollen“ – wenn einer der beiden nicht mehr möchte, wird man sehen, wie es weitergeht.

Welches Lebensmittel ist nun das erste fürs Baby?

In unseren Breiten ist das nach wie vor die Karotte, wobei das mehr eine kulturelle Sache als eine gesundheitliche ist – in Frankreich wird meinen Recherchen nach gerne mit der Artischocke begonnen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie alt meine Kids waren, als sie zum ersten Mal Artischocke gekostet haben, wir kennen sie eigentlich nur als Bestandteil von Pizza. Die Karotte wird deshalb oft gewählt, weil sie mit ihrem süßlichen Geschmack an Muttermilch erinnert und so von vielen Kindern akzeptiert wird.

Prinzipiell ist jede Art von saisonalem Gemüse geeignet. Du kannst also genauso gut mit Zucchini oder Kürbis oder was auch immer gerade im Garten wächst starten.

Brei oder Stückchen?

Auch diese Frage kann nur dein Baby beantworten. BLW – Baby Led Weaning – ist in den letzten Jahren recht populär geworden. Oft wird es leider nur mit Fingerfood in Verbindung gebracht, grundsätzlich bedeutet es „vom Baby geleitete Beikost“ und das ist aus meiner Sicht das Wichtigste. Dein Baby leitet dich, es sagt dir, was es möchte und was nicht! Es spricht auch gar nichts gegen eine Kombination von beidem. Biete dem Baby mal Brei an, mal Stückchen – du wirst bald merken, ob es eins von beidem bevorzugt!

Die Stückchen müssen natürlich anfangs sehr weich sein, damit das Baby sie mit der Zunge am Gaumen zerdrücken kann. Ich empfehle, das Gemüse eher zu dämpfen als die Stückchen in Wasser zu kochen. Sie behalten so besser ihren Geschmack und die Nährstoffe verlieren sich nicht im Wasser (das beim Brei dann ja mitpüriert wird!). Dämpfeinsätze, die du in jedem Kochtopf verwenden kannst, bekommst du sehr günstig.

Lass dir anfangs mit dem Einführen neuer Lebensmittel Zeit! Für dein Baby ist jetzt sehr viel neu: der Löffel, die neuen Bewegungen mit der Zunge, der Geschmack. Es braucht nicht sofort jeden Tag Abwechslung beim Essen. Bleibe lieber ein, zwei Tage bei Karotte (oder bei dem Gemüse, mit dem du begonnen hast) und schaue, wie dein Baby darauf reagiert. Bekommt es…

  • … Bauchweh oder Blähungen?
  • … vielleicht Verstopfung?
  • … rote Haut am Popo?

Es verträgt Karotten gut? Dann kannst du mit dem nächsten Lebensmittel starten. Ich kombiniere zu Karotten gerne Apfel.

Wenn das Baby die Karotte wieder ausspuckt, heißt das übrigens nicht, dass ihm Karotte nicht schmeckt. Vielleicht ist das Kind doch noch nicht bereit für Beikost, vielleicht mag es aber auch einfach den Löffel nicht oder die Temperatur oder die Konsistenz?

Nach sechs bis acht Wochen Beikost kannst du dann für mehr und schnellere Abwechslung sorgen. Oft werde ich auch nach Rezepten für Babys Beikost gefragt – ich bleibe dabei sehr gerne praktisch und pragmatisch: Was kochst du für den Rest der Familie und was davon lässt sich für das Baby abzweigen, bevor gewürzt wird? Beikost ist der Weg von der (Mutter)Milch zur Familienkost – da finde ich es optimal, auch mal einen intensiven Blick auf diese zu werfen und diese zu optimieren, bevor wir uns ausschließlich auf Beikost-Rezepte konzentrieren.

Autorin: Vera Rosenauer