KommunikationREDEST DU NOCH ODER KOMMUNIZIERST DU SCHON?

Kaum ein anderes Thema prägt Beziehungen so wie das der zwischenmenschlichen Kommunikation. Bedenkt man die Parameter die zu einer gelungenen Kommunikation beitragen, ist es ohnehin verwunderlich, dass nicht mehr Missverständnisse im täglichen Miteinander auftauchen. Lesen Sie hier, wie Kommunikation selbst bei kontroversen Meinungen gelingen kann.

Wir reden im Alltag mehr oder weniger miteinander, aber kommunizieren wir wirklich mit unserem Vis-a-vis? Dies würde nämlich bedeuten, dass wir mit der anderen Person einen verbalen Inhalt zum Zweck des Austausches und des gemeinsamen Machens teilen, und dabei im Idealfall einen Dialog führen.

Menschen begegnen einander in unterschiedlichsten Situationen, mit verschiedensten Zielsetzungen für den Gesprächsausgang und vor allem mit einer differenten Prägung aus der Kindheit, die durch die unmittelbaren Bezugspersonen z. B. Eltern, Großeltern, Geschwister, etc. stattgefunden hat. Diese Personen ließen uns – durch ihren Einfluss – lernen in einer gewissen Weise zu reagieren und zwar mit den für uns zielführenden Schutz- und Überlebensmustern.

Im Laufe des Erwachsenwerdens erweitern wir unsere Prägungen auch noch um Erfahrungen und auch unsere Tagesverfassung spielt eine wichtige Rolle. Dennoch gilt, unser Gehirn benutzt unsere Prägungen der Kindheit, die erlernten Schutz- und Überlebensmuster sowie unsere Erfahrungen um Gesagtes und Gehörtes zu interpretieren und darauf zu reagieren. Sendet der Gesprächspartner durch seine Körpersprache auch noch widersprüchliche Signale zum Gesagten, sind wir gänzlich verwirrt. Spätestens dann sollten wir nachfragen, wie denn dieses oder jenes gemeint ist, um Konflikte zu vermeiden. Aber bitte keine Angst vor Konflikten!

Konflikt als Chance

Sollte es dennoch zu einem Konflikt kommen, vermeiden Sie Machtkämpfe. Dabei liegen Sieg und Niederlage meistens nahe beisammen und zumindest für einen Gesprächspartner bleibt ein fahler Nachgeschmack übrig – der Weg für ein konstruktives Gespräch ist daher verbaut.

Die bessere Variante ist, die unterschiedlichen Meinungen sachlich zu diskutieren und von der Beziehungsebene zu trennen. Die Fragen nach dem „Worum geht es wirklich!“ und „Welches Ziel soll dieses Gespräch haben?“, helfen Struktur in die Gesprächsführung zu bringen und zeigen auch unterschiedliche Zielsetzungen auf, die wiederum ein Hinweis sind, ob ein gemeinsames Ergebnis überhaupt erlangt werden kann.

Konflikt in Liebesbeziehungen

Unterschiedliche Auffassungen zu den einzelnen Themen münden in Liebesbeziehungen oftmals in einem Machtgespräch. Jeder der beiden Konfliktpartner möchte seine Meinung durchsetzen, den anderen abwerten, sich selbst dadurch oder durch eine „unsichtbare Dritte Instanz“ erhöhen und natürlich „recht haben“. Das Gefühl von Angriff und Verteidigung entsteht sehr bald und oft kommt (zumindest) einer der Gesprächsteilnehmer nicht einmal mehr zum Atemholen und fühlt sich zutiefst in der Seele verletzt.

Wie kann aber nun auch bei emotional stark besetzten Themen dennoch eine Win-Win-Situation für beide Gesprächsteilnehmer hergestellt werden? Dazu kann ich nur folgende Erfahrungen weitergeben, und hoffe, sie entspannen zumindest die eine oder andere Gesprächssituation:

Zu einem wertschätzenden Gespräch – und das ist auch in Konfliktgesprächen angesagt – muss ich meinem Gegenüber signalisieren „ich bin zwar nicht deiner Meinung, aber ich höre dir zu“. Alte Hüte, Vorwürfe, Verallgemeinerungen (alle, jeder, immer, viele) und die oft und gerne verwendete „unsichtbare Dritte Instanz“ (der oder die sagt/sagen, meint/en, das auch) wirken wie apokalyptische Reiter. Meistens beginnt eine Verteidigungshaltung, die vom eigentlichen Thema weit entfernt ist und das Zuhören und Reflektieren ist faktisch unmöglich.

Hilfreich in Konfliktsituationen ist es jedenfalls Gefühle anzusprechen, Ich-Botschaften anstelle von Du-Botschaften zu senden, zuzuhören, zu wiederholen um das Gehörte auch abzufragen und so zusätzliche Missverständnisse zu vermeiden, sich Zeit zu nehmen und sich die Lösungsorientierung beizubehalten. Das alles verlangt natürlich Disziplin und Reflexion über den eigenen Anteil an dieser Situation. Sollten Sie ein Konfliktgespräch nicht weiterführen können, vereinbaren Sie jedenfalls einen Folgetermin. Manchmal kann so eine vereinbarte „Auszeit“ auch wieder Ruhe und Sachlichkeit zwischen den Gesprächspartnern bringen und zu einer Lösung beitragen.

Und bitte, ziehen Sie sich ruhig einmal die „Schuhe des anderen an“ und versuchen Sie seine Sichtweise und Argumentationslinie zu verstehen.

Autorin: Andrea Wendl MA, MBA