MahlzeitDIE RICHTIGE ERNÄHRUNG FÜR IHR BABY

Stillen ist das Beste fürs Baby und meist auch das Bequemste für die Mutter. In den ersten Wochen stillen nahezu alle Frauen. Doch danach nimmt die Stillhäufigkeit ab: Nur zehn Prozent aller Kinder erhalten in den ersten fünf bis sechs Lebensmonaten nichts anderes als Muttermilch. Ein Drittel aller Babys bekommt schon mit acht Wochen den ersten Saft und jedes zweite im vierten Monat die erste „Beikost“. In Babys erstem Jahr gibt es auch auf kulinarischer Ebene viel Wissenswertes.

Nach der Geburt

Langes Stillen ist eindeutig der beste Schutz vor Allergien. Wenn es nicht anders geht, sollten Kinder Fertigmilch bekommen: In den ersten Wochen Produkte mit der -Bezeichnung „Anfangsmilch“ (PRE),  etwa nach dem vierten Monat „Folgemilch 1“, ab dem sechsten Monat „Folgemilch 2“. Wenn in -Ihrer Familie ein starkes Allergierisiko besteht, können Sie zur Vorbeugung „hypoallergene“ (abgekürzt „HA“) Fertigmilch nehmen, sie enthält leichtveränderte Kuhmilchproteine. Eine echte Nahrungsmittelallergie gegen Kuhmilch ist sehr selten, nur etwa zwei Prozent der Babys sind betroffen. Sie zeigt sich durch starken, teilweise blutigen Durchfall oder Pusteln im Gesicht und geringe Gewichtszunahme.

Spezialnahrungen

Lactosereduzierte Säuglingsnahrungen
Der Einsatz von Nahrungen, bei denen die enthaltene Lactosemenge im Vergleich zu herkömmlichen Säuglingsnahrungen verringert, aber nicht völlig entfernt wurde, wie beispielsweise Novalac, kann das Beschwerdebild von Blähungen und Koliken verhindern oder zumindest bessern. Ein verringerter Lactosegehalt in der Säuglingsnahrung kann dazu führen, dass geringere Lactosemengen in die unteren Darmabschnitte gelangen und die Bildung von Darmgasen hintangehalten wird. Gleichzeitig muss aber auf die wünschenswerten Eigenschaften der Lactose (Förderung der Mineralstoffabsorption und der Darmflora) nicht ganz verzichtet werden.

Lactosefreie Spezialnahrungen
Auch wenn die Ursache der Koliken eine ein- geschränkte Aktivität des Milchzucker spaltenden Enzyms Lactase ist, ist eine vollständig lactosefreie Spezialnahrung in der Regel nicht notwendig und bringt eher Nachteile mit sich.

Sojanahrungen
Üblicherweise werden Säuglingsnahrungen auf der Basis von Kuhmilcheiweiß hergestellt. Sojaeiweiß unterscheidet sich in der Aminosäurezusammensetzung, sodass der Eiweißgehalt von Sojanahrungen etwas höher ist. Laut Empfehlung der Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde sollen Sojanahrungen nicht als Routinenahrungen eingesetzt werden. Soja-nahrung wird bei bestimmten Erkrankungen wie Galactosämie oder Kuhmilcheiweißallergie verabreicht oder dann, wenn die Eltern tierisches Eiweiß strikt ablehnen.

Probiotische Säuglingsnahrungen
Diese Nahrungen enthalten probiotische Bakterienkulturen, die auch in der menschlichen Darmflora vorkommen. Ziel ist eine „Optimierung“ der Darmflora. Der Einsatz ist allerdings nicht unumstritten, da nur spezielle Bakterienstämme zugesetzt werden und nicht die Vielfalt der Darmflora von gestillten Säuglingen erreicht wird.

Prebiotische Säuglingsnahrungen
Das Prinzip dieser Nahrungen beruht auf dem Zusatz von prebiotischen Ballaststoffen, die vor allem den Bifidobakterien im Dickdarm als Nahrung und damit als Wachstumsfaktor dienen.

HA-Nahrungen
HA steht für hypoallergene Nahrungen, also „wenig allergieauslösend“. Das enthaltene Eiweiß stammt aus unterschiedlichen Quellen (Molke, Kasein, Sojaprotein, Rinderkollagen) und ist besonders stark zerkleinert, sodass es der kindliche Darm nicht als artfremd erkennt. HA-Nahrungen sind zwar zur Vorbeugung geeignet, nicht aber zur Therapie bei bereits diagnostizierter Kuhmilchallergie!

HA-Nahrungen sollten bei Kindern mit erhöhtem Allergierisiko eingesetzt werden. Er- höhtes Allergierisiko ist dann gegeben, wenn mindestens ein Eltern- oder Geschwisterteil an einer Allergie leidet. In allen anderen Fällen ist der Routineeinsatz von HA-Nahrungen nicht gerechtfertigt.

Vierter bis sechster Monat

Geben Sie dem Kind einige Löffel Karottenmus, geschabten Apfel oder zerdrückte Banane und steigern Sie die Menge langsam. Kombinieren Sie das Gemüse mit Kartoffeln und püriertem Fleisch – und ersetzen Sie damit eine Milchmahlzeit. Sie können den Brei selbst zubereiten (möglichst aus biologischem Anbau). Doch Gläschenkost hat den Vorteil, dass für Zutaten und Verarbeitung besonders strenge Vorschriften gelten: Sie ist praktisch schadstofffrei. Und die Gläschen sind unschlagbar für unterwegs. Nachteil: Es gibt kaum Produkte, die nur eine einzige Zutat (z.B. Kartoffeln) enthalten, stattdessen meist Mischungen wie „Gemüsereis mit Biopute“. Bei einer Unverträglichkeit lässt sich so nur schwer herausfinden, worauf das Kind reagiert. Christina Neu vom Forschungsinstitut für Kinderernährung meint: „Ein Baby braucht noch keine Abwechslung beim Essen. Wahrscheinlich orientieren sich die Hersteller am Geschmack der Erwachsenen.“

Rezept für Gemüse-Kartoffel-(Fleisch)-Brei:
100g Gemüse (z.B. Karotten, Brokkoli, Kürbis), 50g Kartoffeln, 1 Esslöffel Öl oder Butter, 20g Fleisch (jeden zweiten Tag), kochen und pürieren, nicht salzen oder würzen. Verwenden Sie keine kaltgepressten Öle – Babys vertragen sie nicht. Statt Fleisch können Sie auch gekochtes Ei oder Fisch nehmen – außer bei einem Allergierisiko.

Veganes für Kinder?

Ein Essen ganz ohne Milch, Eier oder Fleisch ist nichts für Kleinkinder. Auf Fleisch kann verzichtet werden, wenn das Kind viel Gemüse, Getreide und Milchprodukte isst. Zu achten ist im Besonderen auf ausreichende Eisen- und Kalziumzufuhr, etwa durch „Rote-Früchte-Säfte“. Der Körper nimmt aber Eisen aus Fleisch besser auf als aus Gemüse.

Die Getränke

Als Getränke sind am besten Wasser, ungesüßter Saft oder Tee geeignet. Wenn Sie Mineralwasser nehmen, dann solches, das „zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet“ ist. Viele Kindertees bestehen bis zu einem hohen Prozentsatz aus Zucker, was für Zähne und Kiefer gefährlich ist. Dauernuckeln ist übrigens auch schädlich, wenn in der Flasche nur Wasser ist. Dadurch verändert sich der Speichel, der Zahnschmelz wird anfälliger für Karies. Und: Viele Babys werden wund, wenn Sie reinen Obstsaft oder Multivitaminsaft trinken. Verdünnen Sie den Saft daher mit viel Wasser.

Siebenter Monat

Jetzt kann man einen Getreide-Brei anbieten, der beispielsweise die Milch-Mahlzeit abends ersetzt. Er ist schnell zubereitet; fertige Instant-Breie sind jedoch teuer und enthalten fast immer zu viel Zucker. Auch wenn „kristallzuckerfrei“ drauf steht, steckt oft doch ein Süßmacher drin, zum Beispiel Maltodextrin, Fruktose oder Glukose. Auch Obstbreie können angeboten werden: Die meisten Obstbreie enthalten keinen Zucker und es gibt die Sorten auch unvermischt zu kaufen.

Rezept für Vollmilch-Getreide-Brei:
200ml Fertigmilch 1 (ab einem Jahr Vollmilch) erhitzen und 20g Vollkornflocken (am besten Instant-Flocken aus dem Bioladen) einrühren.

Babykost muss nach dem ersten Lebenshalbjahr nicht „glutenfrei“ sein. Gluten ist Bestandteil der meisten Getreidesorten (außer z.B. Reis, Mais), schädliche Eigenschaften sind aber nicht bekannt. Nur Kinder mit Zöliakie, einer seltenen allergischen Darmerkrankung, vertragen ihn nicht. Sie reagieren mit Durchfall und Gewichtsstillstand.

Neunter bis zwölfter Monat

Bieten Sie Ihrem Kind etwas von den Familienmahlzeiten an. Aber: Salzen und würzen Sie nur sehr wenig. Milchprodukte wie Naturjoghurt oder Topfen erst ab dem ersten Lebensjahr geben, da sie zu viel Eiweiß enthalten.

Bei Allergieneigung verzichten Sie auf folgende Nahrungsmittel: Zitrusfrüchte, Nüsse, Eier und Fisch. Kuhmilch ist nur in kleinen Mengen empfehlenswert.

Die richtige Menge

Es ist völlig normal, wenn ein Kind mal in seinem Essen herumstochert und dann wieder isst wie ein Scheunendrescher. Kleinkinder haben noch ein sehr gesundes Empfinden dafür, wie viel sie brauchen. Erst wenn auffällige Essgewohnheiten länger andauern und Ihr Kind zu dünn oder zu dick wird, sollten Sie den Kinderarzt aufsuchen.

Autor: Prim. Univ.-Lektor DDr. Peter Voitl, MBA