mamalilaVicki Marx im Interview

Schon als Vicki Marx noch Produktmanagerin bei SAP war, wollte sie „eigentlich immer lieber was mit Familie oder Sport machen“ – und diese Wende brachten ihre beiden Kinder. Denn die junge Mutter erkannte nicht nur, dass der Nachwuchs ganz generell ihr (Arbeits-)Leben auf den Kopf stellte, sondern sie entdeckte als Outdoor- und Babytrage-Fan auch eine Marktlücke: Wer mit Kind vor dem Bauch bei Wind und Wetter vor die Tür möchte, braucht eine Jacke, die anders ist als das, was der Markt bis dahin hergab. Und so entwickelte Vicki Marx diese Jacke kurzerhand selbst – und hob 2005 mamalila aus der Taufe. Mittlerweile hat das Familienunternehmen 14 MitarbeiterInnen, ein internationales Händlernetz und eine breite Kollektion an Tragejacken, -mänteln und -covern.

Frau Marx, Ihr Unternehmen wurde bereits vielfach ausgezeichnet, Sie selbst sprechen vom preisgekrönten „mamalila-Prinzip“ – was hat es damit auf sich?

Vicki Marx: mamalila hat sich auf sogenannte Tragebekleidung spezialisiert, auf Jacken und Mäntel, die sich dank ihrer Einsätze im Handumdrehen so erweitern lassen, dass ein Baby in Tuch oder Trage mit unter die Jacke passt. Auch bereits für die Schwangerschaft kann ein Einsatz für den wachsenden Babybauch eingezippt werden. Gleichzeitig sieht man der Jacke ihre Tragefunktion ohne die Einsätze nicht an, sodass sie als langlebiger, vielseitiger Begleiter und eben nicht nur als Kompromisslösung für eine relativ kurze Zeit konzipiert ist. Diese durchdachte, nachhaltige Flexibilität nennen wir das „mamalila-Prinzip“.

Apropos nachhaltig: Wie wichtig ist dieses Thema für Sie und Ihre Kunden?

Vicki Marx: Nachhaltigkeit ist für uns – und zunehmend auch für unsere Kunden – ein äußerst wichtiges Thema. Eltern ist es in der Regel ein ganzes Stück weit bewusster, welche Verantwortung sie für kommende Generationen tragen. Zudem wenden wir uns mit unseren Jacken an Eltern, die gern draußen aktiv sind – und gerade diese möchten die erlebte Natur ja auch für ihre Kinder erhalten, daher gewinnt das Thema -Nachhaltigkeit -zunehmend an Bedeutung. Bei unseren Jacken kommt noch hinzu, dass das Tragebaby eng mit der Jacke in Berührung kommt, vielleicht am Einsatz knabbert oder auf den Kragen sabbert und wir schon allein deshalb ein in jeglicher Hinsicht unbedenkliches Produkt liefern wollen.

Was bedeutet das konkret?

Vicki Marx: Wir setzen bei unseren Produkten auf Qualität, Langlebigkeit und mehrfache Verwendbarkeit, wir verwenden haut- und umweltfreundliche Materialien sowie FC-freie Imprägnierungen, wir verzichten auf ökologisch bedenkliche Technologien, etwa bei funktionellen Membranen, und wir bemühen uns um möglichst kurze Produktionswege, zum Beispiel durch Fertigung in Europa.

Kürzlich haben wir zudem unsere erste Jacke komplett klimaneutral gestellt und sind derzeit dabei, den CO2-Fußabdruck des gesamten Unternehmens zu analysieren, nach Möglichkeiten zu reduzieren oder durch Ausgleichszahlungen zu kompensieren. Nach und nach wollen wir auch die CO2-Bilanz für weitere unserer Produkte berechnen, um zum Beispiel die Möglichkeit einer Ausgleichszahlung anbieten zu können, wenn eine Kundin oder ein Kunde eine bestimmte Jacke klimaneutral beziehen möchte.

Kundin oder Kunde – Sie bieten auch Tragejacken für Männer an? Ist die Nachfrage groß?

Vicki Marx: Ja, die Nachfrage steigt, zum Glück! Alle sprechen von den „neuen Vätern“, die mehr Anteil an der Kinderzeit haben und sich stärker einbringen wollen, und auch wir merken, dass das einst etwas unpopuläre Babytragen für Papas nach und nach immer normaler wird. Eine Trageberaterin meinte neulich, das Tragen sei das Stillen des Mannes – und es stimmt ja: In den ersten Monaten, in denen die Mutter oft eine besonders innige Beziehung zum Baby aufbauen kann, ist das Tragen für den Vater eine wunderbare Möglichkeit, ähnlich kuschelige Herz-an-Herz-Momente zu erleben.

Gibt es denn wichtige Unterschiede zwischen Jacken für Frauen und für Männer?

Nicht wirklich, die Babytragefunktion ist ja letztlich die gleiche, aber natürlich gibt es Schnittunterschiede und manches Funktionale, zum Beispiel brauchen Männer meist mehr Taschen mit größeren Öffnungen. Naja, und nicht zuletzt fällt der bei den Frauen übliche Schwangerschaftseinsatz weg.

Und was sind Ihre Pläne für die nahe Zukunft, worauf können wir uns bei mamalila freuen?

Vicki Marx: Wir möchten mehr und mehr auf Plastik verzichten, was eine Herausforderung ist, da wir natürlich unsere hohen Standards halten und weiterhin wind- und wasserdichte, atmungsaktive Jacken auf den Markt bringen wollen. Hier versuchen wir, für uns machbare Lösungen zu finden. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir designmäßig stärker auf die verschiedenen Kundentypen eingehen und Passformen verbessern wollen, schließlich gibt es nicht nur Mütter mit Model-Maßen, sondern Frauen in allen Längen und Breiten.