SchlafenszeitDas berühmte Einschlafritual

In der Praxis gibt es wohl soviel unterschiedliche Rituale wie Familien – Rituale sind immer etwas sehr individuelles. Gerade ein Einschlafritual wird sich anfangs so oft verändern, dass Sie vielleicht den Eindruck haben, Sie hätten gar keines. Aber in den ersten Monaten ändern sich Babys Bedürfnisse so rasch, dass für großartige Rituale gar nicht die Möglichkeit besteht, sich dauerhaft einzuspielen.

Wenn sich nach einigen Monaten ein Unterschied zwischen Tag- und Nachtschlaf abzeichnet, wenn es dann schon so etwas wie ein Vormittags- und ein Nachmittagsschläfchen gibt, kann man daran gehen, sich etwas in Richtung Ritual zu überlegen.

Jetzt hat man sein Baby nämlich auch schon gut genug kennengelernt, um zu wissen, ob es vom Baden munter oder müde wird. Für Babys, die so gerne baden, dass sie danach ganz aufgekratzt sind, eignet sich das Bad wohl nicht als Teil des Einschlafrituals. Jedes Baby ist anders, und so kann es auch kein Patentrezept für das Einschlafen geben. In der Folge finden Sie eine Reihe von bewährten Ideen fürs Einschlafritual, schöpfen Sie aus dem Pool der Ideen und gestalten Ihr ganz persönliches Ritual.

Ihr Baby schläft ein beim Stillen und weiter, wenn Sie es ins Bett legen? Wunderbar – bleiben Sie dabei! Viele Eltern haben Angst, das Baby damit zu verwöhnen oder ihm etwas anzugewöhnen, das man später nie wieder los wird. Ich habe auch schon den Ratschlag gelesen, in so einem Fall das Baby wieder aufzuwecken, das Ziel sei ja, dass es alleine in den Schlaf findet! Um Gottes willen, so ein Blödsinn – würden Sie einen schlafenden Tiger wecken?
Viele Babys werden ohnehin munter, wenn sie nach dem Einschlafen beim Stillen abgelegt werden, wenn Ihres weiterschläft, so lassen Sie es bitte schlafen! Das Problem erledigt sich ohnehin in einigen Monaten, wenn die Kinder so kräftig sind, dass das Stillen sie nicht mehr müde macht und gleichzeitig der Anteil der Beikost zunimmt. Dann ist noch immer Zeit, sich über ein anderes Abendritual Gedanken zu machen.

Weit verbreitet ist das Einschlafritual Fläschchen, was schon differenzierter zu betrachten ist. Wird nicht gestillt und stattdessen Milchnahrung gegeben, wird es mitunter genauso passieren, dass das Baby dabei einschläft. Bei den ganz Kleinen ist das auch ok, aber es kommt die Zeit, zu der man Abendessen von Einschlafen trennen sollte. Wenn also das Kind abends schon am Familientisch mitisst und sich eine ordentliche Portion Milch-Getreide-Brei oder ähnliches einverleibt, ist das Fläschchen zum Einschlafen nicht mehr unbedingt nötig.

Vor allem Folgemilch mit hohem Zuckergehalt (verzichten Sie sowieso auf Milch mit der Kennzeichnung 2 oder 3!) können auf Dauer Schäden an den Zähnen hinterlassen. Rund um den ersten Geburtstag kann der kindliche Ablauf in die „erwachsene“ Reihenfolge von Essen – Körper- und Zahnpflege – Schlafen gehen übergehen. Überspitzt formuliert, wir gehen ja auch nicht mit dem Schnitzel im Mund ins Bett!

Schnuller sind wiederum ein ganz eigenes Thema – hören Sie auch hier auf Ihr Baby. Natürlich kann der Schnuller ein tolles Hilfsmittel sein, weil es Mamas Busen entlastet, wenn ohnehin zur Beruhigung genuckelt wird. Ich sehe kein Problem darin den Schnuller als Einschlafhilfe im ersten Lebensjahr zu nutzen, allerdings rate ich aus Erfahrung zur Schnullerentwöhnung rund um das 18. Lebensmonat. Es ist zu diesem Zeitpunkt schlicht und ergreifend einfacher, als später mit einem Dreijährigen lange Diskussionen führen zu müssen.

Gerne empfohlen wird das abendliche Baden und tatsächlich sind viele Babys vom Plantschen im warmen Badewasser dann so entspannt, dass sie danach gut einschlafen. Wenn das bei Ihnen gut funktioniert, wunderbar – wenn Sie eines dieser Babys haben, die nach dem Bad ganz aufgekratzt sind, verlegen Sie die Reinigung auf den Morgen.

Rhythmische Bewegungen können Wunder wirken beim Einschlafen, sei es beim Tragen, im Schaukelstuhl oder auch beim Autofahren. Problematisch kann hier das anschließende Ablegen des schlafenden Babys ins Bett werden, darauf komme ich gleich nochmal zurück.

Vorlesen ist erst etwas für etwas ältere Kinder, aber auch Babys lieben meist schon Mamas Stimme als „Übergangsmittel“ zum Schlafen. Sie können dem Baby ja einfach etwas erzählen, vielleicht was Sie den ganzen Tag über unternommen haben oder was morgen auf dem Plan steht. Im Prinzip können Sie auch über Börsenkurse plaudern, es geht weniger um den Inhalt als um eine regelmäßige bekannte Geräuschkulisse.

Manche Babys lieben zum Einschlafen als gerade angesprochene regelmäßige Geräuschkulisse den Fön oder Staubsauger. Spricht an sich nichts dagegen, aber wahrscheinlich geht Ihnen dieses Ritual als Eltern bald auf die Nerven.

Altbekannt sind Einschlaflieder, sie schließen hier auch gleich an die „regelmäßige Geräuschkulisse“ an. Sie brauchen also nicht zehn verschiedene Schlaflieder hintereinander abzuspulen, suchen Sie sich eines aus und wiederholen es immer wieder. Keine Sorge, wenn Sie meinen, Sie hätten keine schöne Singstimme oder würden gar falsch singen, für ein Baby ist Mamas Stimme der beste Soundtrack!

Wer möchte, kann auch probieren, das Schlaflied an eine Spieluhr zu delegieren. Ich selbst habe immer ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat mit der Spieluhr meinen Bauch beschallt und wie ein Mantra „Jetzt ist Schlafenszeit!“ wiederholt – es gibt wohl keine wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit dieser Variante beweisen, aber ich fand es einen Versuch wert.

Viele Eltern haben auch gute Erfahrungen damit, dem Baby „Mamas Duft“ mit für die Nacht zu geben – also zum Beispiel ein getragenes T-Shirt ins Babybett zu legen oder das Kuscheltier, das zuvor einige Nächte bei der Mama geschlafen hat. Unsere Nase ist ja sehr empfindsam und auch ein Duft kann die zum Einschlafen erforderliche Sicherheit schaffen.

Zu guter Letzt – das Nachtlicht. Gibt es mittlerweile schon in sehr „ausgefeilten“ Versionen zu kaufen, sogar mit Musikbegleitung. Es eignet sich, wenn es bei Einschlafproblemen um Angst vor der Dunkelheit geht (erfahrungsgemäß ist das meist erst bei etwas älteren Kindern der Fall!), sollte aber nicht die ganze Nacht durch leuchten. Oft reicht es aber auch noch die Tür zum Elternzimmer offen zu lassen, sodass Ihr Kind noch das Licht von draußen hat und vertraute Geräusche hört.