Symphysenschmerzen in der SchwangerschaftRISIKOFAKTOREN UND VORBEUGUNG

Symphysenschmerzen in der Schwangerschaft treten in unterschiedlicher Intensität relativ häufig auf. Die Symphyse verbindet die beiden Schambeinäste und besteht aus festem Knorpel- und Bindegewebe. Dadurch erlaubt sie eine gewisse Beweglichkeit im Becken, ohne die Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen nicht möglich wären. Im hinteren Bereich sind die Beckenschaufeln über die straffen Iliosakralgelenke mit dem Dammbein verbunden und bilden gemeinsam mit der Symphyse den Beckenring.

Lockeres Gewebe

Während der Schwangerschaft produziert der Körper das Hormon Relaxin, das sich auf das Bindegewebe auswirkt. Dieses Hormon sorgt für eine Lockerung und Elastizitätszunahme des Gewebes. Dieser physiologische Prozess ist für die Vorbereitung des Beckens auf die Geburt wichtig. Im Bereich des Beckens kommt es nämlich zu einer Lockerung der Bänder, der Muskeln und des Beckenbodens. Aber auch die Bauchmuskeln werden weicher und dehnbarer, damit sie dem wachsenden Babybauch Platz machen können. Von dieser Elastizitätszunahme ist auch das Knorpelgewebe der Symphyse betroffen, denn bei der Geburt muss das Baby durch das enge Becken passen. Im Zusammenspiel mit den Fontanellen am Kopf des Babys, die sich während der Geburt ein wenig übereinander schieben können, erlaubt das etwas weitere und lockerere Becken dem Baby, den Geburtskanal zu passieren. Wenn sich die Verbindungen des Beckenrings aber zu sehr lockern, mangelt es an Stabilität und daraus resultiert eine vermehrte Belastung der weichen Strukturen des Beckens. Diese Reizung kann dann wiederrum zu vermehrten Schmerzen führen, vor allem wenn im Verlauf der Schwangerschaft das Gewicht des wachsenden Kindes diese Strukturen zusätzlich belastet.

Auftreten von Symphysenschmerzen und Risikofaktoren

Schmerzen im Bereich des Beckengürtels treten oft schon ab der sechsten Schwanger­schaftswoche auf. Am häufigsten sind diese aber ab dem vierten Schwangerschafts­monat, wobei sich das Schmerzmaximum etwa in der 30. Schwangerschaftswoche zeigt. Die Schmerzen machen sich meist als starkes Stechen im Schambereich bemerkbar. Durch die Lockerung des gesamten Beckenrings können die Schmerzen aber auch im unteren Rücken auftreten sowie in die Beine vorne oder hinten ausstrahlen. Zudem zeigt sich bei vielen betroffenen Schwangeren der sogenannte „Watschelgang“.

Oft führen längeres Liegen am Rücken sowie Drehen von einer Seite zur anderen zu vermehrten Schmerzen, wobei diese auch bewegungsabhängig auftreten können, denn durch die Instabilität im Beckenring werden die entsprechenden Strukturen belastet und gereizt. Dazu gehört vor allem das Treppensteigen sowie das Stehen auf einem Bein und das Heben von schweren Lasten.

Dabei gelten nur wenige Risikofaktoren für Schwangere als belegt: frühere Rückenprobleme, Beckenverletzungen vor der Schwangerschaft, mehrere Geburten, hohes Stressniveau, schwere körperliche Belastung sowie arthritische Gelenksentzündungen.

Was hilft nun gegen die Schmerzen?

Eine gewisse Schonung des Beckens ist sinnvoll. Tätigkeiten oder Positionen, bei denen Schmerzen auftreten, sollten nach Möglichkeit vermieden werden.

Auch eine gute Lagerung beim Schlafen ist wichtig. Zur Entlastung des Beckens kann ein Polster oder Stillkissen in Seitenlage zwischen die Beine gelegt werden. Die Beine sollten zusätzlich nicht zu weit gespreizt und einbeinige Belastungen vermieden werden. Dies gilt vor allem für weite Schritte, Brustschwimmen oder den Schneidersitz. Zusätzlich kann auch das Heben von schweren Lasten diese Schmerzen verstärken und sollte nach Möglichkeit gemieden werden. Des Weiteren sollte die beckenstabilisierende Muskulatur gekräftigt werden. Hier empfiehlt sich ein Training der seitlichen Bauchmuskulatur und der Rückenmuskulatur sowie des Beckenbodens. Dies kann im Rahmen des mamaFIT Trainings durchgeführt werden.

Bei spezielleren Problemen oder anhaltenden Beschwerden ist ein Besuch bei einem Physiotherapeuten oder einer Physiotherapeutin sinnvoll. Im Einzeltherapiesetting kann noch genauer auf etwaige Beschwerden eingegangen und ein Therapie- und Trainingsplan erstellt werden.

Auch durch unterstützende Akupunktur kann die Schmerzsituation weiter verbessert werden. Zusätzlich erreicht bei anhaltenden Schmerzen ein stabilisierender Beckengurt bei 80% der Betroffenen eine optimale Schmerzreduktion. In besonders schmerzhaften Fällen können nach Rücksprache mit dem behandelnden Gynäkologen oder der behandelnden Gynäkologin Schmerzmittel eingenommen werden.

Nach der Geburt sollten sich die Schmerzen wieder kontinuierlich innerhalb der ersten Monate verbessern, wobei ein kleiner Teil der Mütter noch nach sechs Monaten über Beschwerden klagt. Bei stillenden Müttern kann sich die Zeit verlängern, da während des Stillens noch immer das Hormon Relaxin ausgeschüttet wird.

Autorin: Viktoria Anderle