WochenbettHEBAMMEN-BETREUUNG GIBT SICHERHEIT

Die ersten Wochen nach der Geburt sind eine besonders prägende Zeit. Ein ganzes System von natürlichen Ressourcen für eine gesunde Eltern-Kind-Bindung steht bereit. Es kann jedoch nur dann optimal genutzt werden, wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind. Dafür sollten die physiologischen und psychosozialen Prozesse im Wochenbett zwar professionell begleitet werden, aber möglichst ungestört ablaufen können. Das gelingt am besten zu Hause.

Vor allem die ersten zehn Tage nach der Geburt sind geprägt von großen Schwankungen bei Mutter und Kind. Es finden wichtige Prozesse der körperlichen und emotionalen Umstellung statt. Die Weichen für einen erfolgreichen Stillverlauf werden gestellt, Wundheilung, Gebärmutterrückbildung und hormonelle Umstellung sind voll im Gang.

Acht Wochen

Der medizinischen Definition zufolge dauert das Wochenbett acht Wochen und ist nach der gesetzlichen Definition auch ein Teil des Mutterschutzes, der sich in einem achtwöchigen Arbeitsverbot nach der Geburt ausdrückt. Besonders das frühe Wochenbett in den ersten ein bis zwei Wochen ist eine Zeit enormer körperlicher, seelischer und sozialer Veränderungen.

Der Begriff Wochenbett geht auf seine ursprüngliche Bedeutung zurück: Früher verbrachte die junge Mutter die erste Woche tatsächlich im Bett – oft der einzige „Urlaub“ im Leben einer Frau. Darüber hat die Hebamme auch streng gewacht. Die Frau wurde idealerweise von einer Großfamilie oder Dorfgemeinschaft versorgt. Diese Wochenbett-kultur ist in unserer schnelllebigen Zeit verloren gegangen. Eine Zeit mit besonderer Bedeutung ist das Wochenbett -jedoch heute genauso wie früher.

Wochenbett heißt: genügend Zeit, das Bonding fördern, Ruhe, notwendige Pflege und Fürsorge gewährleisten, äußere Reize minimieren. Und wo könnte das besser gelingen als zu Hause, mit einer Hebamme an der Seite, die regelmäßig kommt. Dadurch gewinnt die Frau Sicherheit und kann diese an das Neugeborene weitergeben. Davon profitiert auch der Rest der Familie.

Junge Mütter können ihre Babys nur bemuttern, wenn sie rundherum möglichst viel Fürsorge bekommen und sich immer wieder zwischen all den vielen Fragen entspannen können.

Frauen sind ja in dieser Zeit nicht nur körperlich, sondern auch seelisch sehr offen, sensibel und schutzbedürftig. Das wird durch den hinzukommenden Schlafmangel noch verstärkt. Gerade diese Offenheit ist aber wichtig, damit die Frau sich ganz ungestört auf den neuen Menschen einstellen, ihn kennenlernen und seine „Sprache“ verstehen lernen kann.

Oft erlebe ich allerdings sehr beschäftigte Eltern, die denken Arztbesuche und Amtswege erledigen zu müssen, auswärtige Gewichtskontrolle und Nahtentfernung nach Kaiserschnitt stehen am Programm. Oft sind die Eltern viel unterwegs und dadurch gestresst. Dabei kann all das auch die Hebamme bei ihren Hausbesuchen übernehmen.

In meiner täglichen Praxis treffe ich oft auf Mütter und Eltern, die viele Unsicherheiten in sich tragen. Das große Abenteuer Geburt verstellt in der Schwangerschaft oft den Blick auf die Zeit danach. Nach dem Glückstaumel, dem Hormoncocktail der ersten Tage, landen die Frauen in der Realität, in ihrem häuslichen Umfeld und sind oft voller Fragen: Warum tut das Stillen so weh? – Und eine kleine Korrektur bei der Anlegetechnik bringt schon Entspannung. Warum schreit mein Baby auch noch, wenn ich es schon gestillt habe? Hat es Blähungen? Bekommt es genug Milch? Was bedeutet der rote Fleck auf meiner Brust?

Wenn ich Mutter und Kind regelmäßig besuche, vor allem während der ersten Tage, bis das Stillen gut etabliert ist und die Gewichtszunahme des Kindes gut verläuft, dann ist die Wahrscheinlichkeit von Still- und Fütterungsproblemen um vieles geringer.

Was macht eine Hebamme im Wochenbett?

Hausbesuche durch die Hebamme ermöglichen der Frau, das frühe Wochenbett möglichst liegend zu verbringen. Die Hebamme achtet darauf, dass sich die Frau von der Geburt gut erholt und die körperlichen Rückbildungsprozesse gut verlaufen.

Die Hebamme hört zu. In den ersten Tagen nach dem großen Abenteuer ist das Erzählen von der Geburt ein wichtiger Faktor, damit die Frau das Geschehen immer besser in ihre Lebensgeschichte einordnen kann.

Die Hebamme kontrolliert die regelrechte Gebärmutterrückbildung, berät bei Geburtsverletzungen und nach einem Kaiserschnitt und zeigt Rückbildungsübungen für den Beckenboden. 

Sie schaut darauf, dass sich das Neugeborene gut entwickelt und gibt den Eltern Sicherheit bei seiner Pflege, im Speziellen auch bei der Nabelpflege. Sie beobachtet den Gewichtsverlauf des Neugeborenen, nimmt Blut für das Neugeborenenscreening (PKU) ab und kontrolliert den Verlauf der Neugeborenengelbsucht (Bilirubin).

Großen Raum bei den Wochenbettbesuchen nimmt die Ernährung des Babys ein. Die -Hebamme berät und unterstützt dabei, besonders beim Stillen, beim korrekten Anlegen, um das Wundwerden der Brustwarzen zu verhindern. Sie zeigt verschiedene Stillpositionen, gibt Informationen, um Brustentzündungen vorzubeugen und vieles mehr.

Durch kontinuierliche Hausbesuche können Hebammen den Frauen frühzeitig Sicherheit geben, also nicht erst dann, wenn die Not schon besonders groß ist. Teenagermütter, Frauen in schwierigen sozialen Verhältnissen, geflüchtete Frauen, Migrantinnen, Frauen nach Totgeburten, Frauen nach Kaiserschnitt sowie Frauen mit Mehrlingen benötigen besonders viel Unterstützung.

Hebammenbetreuung im Wochenbett als Kassenleistung

Die Krankenkassen in Österreich übernehmen die Kosten für Hebammenbetreuung im Wochenbett nicht nur nach Hausgeburten, sondern auch nach einer Geburt im Krankenhaus, wenn die Frau vor dem vierten Tag nach der Geburt nach Hause entlassen wurde. Im Falle eines Kaiserschnitts, einer Frühgeburt oder einer Mehrlingsgeburt, muss die Entlassung vor dem sechsten Tag nach der Geburt erfolgen, um Hebammenbetreuung im Wochenbett als Kassenleistung in Anspruch nehmen zu können.

Täglich einen Hausbesuch der Hebamme in den ersten fünf bzw. sechs Tagen bezahlt die Krankenkasse und danach bis zu sieben weitere Hausbesuche bis zur achten Woche nach der Geburt, wenn es Stillschwierigkeiten, Probleme mit der Gebärmutterrückbildung oder andere Schwierigkeiten gibt.

Kassenhebammen und Wahlhebammen

Die Hebamme mit Kassenvertrag verrechnet ihr Honorar direkt mit der Krankenkasse. Für einen Hausbesuch im Wochenbett beträgt der Kassentarif zurzeit 35,70 Euro plus Fahrtkosten.

Wenn die Frau eine Wahlhebamme für die Wochenbettbetreuung engagiert, dann bezahlt sie das Honorar der Wahlhebamme selbst und kann dieses dann bei der Krankenkasse zur Erstattung einreichen. Für einen Hausbesuch verrechnen Wahlhebammen in Österreich durchschnittlich zwischen 60 und 100 Euro, inklusive Fahrtkosten. Wenn die Voraussetzungen für die Wochenbettbetreuung als Kassenleistung gegeben sind, dann erstattet die Krankenkasse 80 Prozent des Kassentarifs.

Ihre Hebamme für die Wochenbettbetreuung finden Sie auf www.hebammen.at (Hebammensuche im Eltern-Bereich).

Autorin: Johanna Sengschmid