Die Entwicklung des KindesWAS MAN DAZU BEITRAGEN KANN

Immer wieder erlebe ich in meinen Babykursen, dass sich Eltern fragen, ob die Entwicklung ihres Babys auch tatsächlich dem Alter entspricht. Eltern deren Babys schneller dran sind als andere, empfinden Stolz. Eltern von gemütlicheren und scheinbar langsameren Babys, werden oft von Zweifeln und Sorgen geplagt. Daher ist die Entwicklung des Babys und Kleinkindes, immer wieder ein beliebtes Thema in meinem Babysalon.

Das Ziel meiner Kursstunden und dieses Artikels, ist vor allem auf die Einzigartigkeit jedes Babys und daher natürlich auch auf die Einzigartigkeit seiner Entwicklung einzugehen. Ich ermuntere Eltern, die für ihr Kind die Experten sind, ihr Kind immer am besten kennen, ihre Beobachtungen und Sorgen mit ihrem Kinderarzt zu besprechen.

Was ist so besonders am ersten Lebensjahr?

Im ersten Lebensjahr lernt der Mensch mehr als jemals später in einem vergleichbaren Zeitraum. Jedes Baby entwickelt seine Fähigkeiten nach eigenem Rhythmus und erreicht nach einer gewissen Zeit die verschiedenen Meilensteine der Entwicklung.

Intelligenz

Ist Intelligenz angeboren oder anerzogen? Die Wissenschaftler sagen beides.

Jedes Baby bekommt von seinen Eltern und Vorfahren „Anlagen“ mit, aber nicht fix und fertig – weil das Gehirn des Neugeborenen noch nicht fertig ist. Erst die Umwelteinflüsse entscheiden, was aus dem geerbten Rohmaterial wird. Die besten Anlagen nützen wenig, wenn nicht vor allem im ersten Lebensjahr von außen genügend Impulse kommen.

Ein Kind muss seine Umgebung hören, sehen, riechen, schmecken und fühlen können. Alle Sinnesreize regen die Entwicklung an!

Das Kind zeigt deutlich was es will, wofür es sich interessiert und wovon es noch nichts wissen will. Wenn man das erkennt, besteht keine Gefahr der Überforderung.

Spielen

Ein Baby braucht Spielzeug aber weniger ist oft mehr! Noch wichtiger als Spielzeug sind Spielgefährten: Papa, Mama, Großeltern oder auch Spielgruppen. Gesellschaft macht klug! Heute sind viele Kinder Einzelkinder – Kontakt suchen! Erlebnisse mit anderen Kindern sind nicht nur ein Abenteuer, sie sind auch für die Entwicklung wichtig.

Mit dem Baby reden

Ein wichtiges Förderungsmittel ist die Sprache. Bevor es den Wortlaut versteht, verbindet das Kind die Sprache mit Kontakt und Zuwendung, also mit etwas Positivem und Schönem. Die Sprache ist ja nicht nur Mittel der Mitteilung – auch auf den Tonfall und den Rhythmus kommt es an. All das begreift das Baby schneller als die eigentliche Bedeutung der Wörter. So empfängt das Baby durch jedes Gespräch Impulse.

Die sprachliche Entwicklung

Babys entwickeln bereits im Mutterleib ein besonderes Gehör für die Muttersprache. Nach der Geburt werden sie mit Spracherfahrung konfrontiert. Ein Baby reagiert schon sehr früh auf seine soziale Umgebung, es zeigen neben sehr lautstarken Protesten viele feinere Formen der Babysprache. Das erste antwortende Lächeln ist eine wichtige frühe Kommunikation. Der nächste Schritt ist das Nachahmen von Sprachmelodien, das Üben von Wortelemente (baba, dada,..). In den nächsten Monaten werden Wortteile und Sprachmelodie immer länger. Das Sprachverständnis für Aufforderungen ist üblicherweise im letzten Drittel des ersten Lebensjahrs vorhanden. Um das erste Lebensjahr (9-18 Monaten) werden dann erste Worte sinngerichtet formuliert (Mama, Papa, Auto,..). Dann beginnt wieder im unterschiedlichen Tempo und abhängig von Interesse, -Angebot, Sprachbegabung, Mehrsprachigkeit,… die Zeit des -Experimentierens mit der verständlichen Sprache. Zuerst kommen immer mehr einzelne Worte, dann Zweiwortkombinationen („das haben“).

Mit 3-4 Jahren sollte ein Kind sich zumindest in seiner Umgebung sprachlich zurechtfinden können. Diese rasante Entwicklung geht dann abhängig vom Sprachangebot bis ins Erwachsenenalter weiter, wobei pro Schuljahr etwa 500-1000 neue Wörter gelernt werden.

S- und SCH- Fehler gehören bis zum vierten Lebensjahr, R-Fehler eventuell bis zum sechsten Lebensjahr dazu.

Die motorische Entwicklung

Direkt nach der Geburt und in den ersten Wochen danach, werden die Bewegungen des Babys vor allem durch Reflexe gesteuert. Die weitere Entwicklung der motorischen Fähigkeiten des Babys verläuft vom Kopf zu den Füßen, das Kind lernt seine Muskeln von oben nach unten zu beherrschen. So ist es als erstes zur muskulären Kopfkontrolle fähig, bevor es Schultern, Arme und Hände willentlich benutzen kann. Sodann schreitet die Entwicklung weiter über Rumpf, Rücken und Hüften zu den Beinen, bis das Kind schließlich frei gehen kann. Diese Reihenfolge der muskulären Kontrolle ist bei jedem Kind gleich; alle Babys entwickeln sich körperlich nach dem gleichen Muster – allerdings in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Auflistungen der Meilensteine der Motorikentwicklung bieten also bestenfalls nützliche Anhaltspunkte dafür, was man als nächstes von seinem Baby erwarten darf, aber viel weniger dafür, wann man es von ihm erwarten kann. Hier gilt: jedes Kind ist einmalig und hat sein eigenes Tempo!

Wichtig für Eltern ist es auch zu wissen, dass die motorische Entwicklung nach inneren Gesetzmäßigkeiten des Individuums abläuft und daher nicht von außen beeinflusst werden kann – fleißiges Üben vermag motorische Entwicklungsprozesse darum nicht zu beschleunigen. Jedes Kind eignet sich diese Fähigkeiten selbst an und braucht in diesem Bereich nichts beigebracht zu bekommen. Voraussetzung für diese Selbststeuerung ist allerdings, dass das Kind Möglichkeiten bekommt, sich seinem augenblicklichen Entwicklungsstand entsprechend motorisch zu betätigen. Die Aufgabe der Eltern beim Verlauf der Bewegungsentwicklung beschränkt sich also auf das Bereitstellen von vielfältigen Bewegungsräumen (nicht nur innerhalb der Wohnung!) und attraktiven Anregungen und das Verteilen von viel Lob, wenn das Baby nach und nach die einzelnen „Schritte bis zum ersten Schritt“ meistert! Zudem können Eltern für Sicherheit sorgen, indem sie eine an die fortschreitenden Fähigkeiten des Babys angepasste Wohnumgebung schaffen. Zu denken ist hierbei besonders an Treppen, Pflanzen, Küchengeräte, Türschwellen, Giftstoffe in Küche und Bad und vieles mehr.

Die Meilensteine der motorischen Entwicklung

In den ersten drei Monaten lernt ein Baby, den Kopf zu heben. Es kann mit seinen Händen spielen und strampelt heftig mit den Beinen.

Am Ende des ersten Halbjahres kann es schon sicher den Kopf halten, egal, ob es auf dem Rücken oder dem Bauch liegt. Es fängt damit an, sich aus eigener Kraft umzudrehen, zielstrebig nach etwas zu greifen, es benutzt dabei immer häufiger nur eine Hand.

Das Baby wächst und wird stabiler. Es hat schon sehr viel Körpergefühl entwickelt. Es bewegt sich immer sicherer. Im Sitzen spielt es viel, wechselt Gegenstände von einer Hand in die andere und bleibt dabei im Gleichgewicht. Es beginnt zu robben oder zu krabbeln.

Danach entwickelt ein Baby im Krabbeln ungeahnte Varianten und große Geschicklichkeit. Es zieht sich an Tischen, Stühlen, Beinen hoch, macht die ersten Schritte.

Mit dem Laufen ist das eine eigene Sache. Es gibt Kinder die schon mit zehn Monaten den ersten Schritt machen, andere warten damit bis zum 16. Lebensmonat. Hier zeigt sich schon ihr Charakter. Bedächtige oder temperamentvolle Kinder unterscheiden sich deutlich in ihrem Bewegungsdrang. Auch die körperlich-geistige Entwicklung verläuft nicht gleichmäßig. Es ist oft zu beobachten, dass ein Kind viel später laufen lernt als Gleichaltrige, dafür aber früher sprechen kann.

Ich wünsche Euch und Eurem Baby eine spannende Entwicklungszeit.

Wenn Ihr noch mehr erfahren wollt, würde ich mich freuen Euch in einem meiner Babysalons begrüßen zu dürfen!

Autorin: Helena Haager