Stillen – Herausforderung angenommen!Tipps und Tricks von Physiotherapeutinnen und Hebammen

Die Stillzeit ist wohl die herausforderndste und gleichzeitig schönste Zeit im Mamaglück. Die meisten Mamis machen sich bereits in der Schwangerschaft Gedanken, ob sie denn überhaupt Milch bekommen werden und ob diese dann auch ausreichen wird. In der Schwangerschaft kann man nicht wirklich Maßnahmen setzen, die eine gut gelingende Stillzeit garantieren, man kann sich lediglich mit dem Thema beschäftigen – damit die vielen Informationen dann nicht alle neu sind.

Die beiden Hebammen Tamara und Stefanie wissen aus Erfahrung, dass ein guter Stillstart bereits im Kreißsaal beginnt. Wird euer neugeborenes Baby direkt nach der Geburt auf euren nackten Bauch gelegt, robbt es selbstständig hoch zur Brustwarze. Dieses Phänomen gibt den ForscherInnen bereits seit Jahren ein Rätsel auf. Denn welcher Instinkt sorgt dafür, dass Kinder den Weg finden?

Der plausibelste Grund dafür ist wohl der Duft der Brustwarzen. Sie versprühen bereits nach der Geburt einen intensiven Geruch, der von euren Kindern wahrgenommen wird. Der natürliche Instinkt von Kindern ist so ausgeprägt, dass sie dem Duft folgen und zur Brustwarze hin robben. Wenn sie die Brustwarze erreicht haben, schlecken sie daran, bis sie erregt ist und dann schnappen sie zu und beginnen zu saugen. Der kräftige Sog, den man einem Neugeborenen eigentlich gar nicht zutraut, löst meist ein großes Staunen im Gesicht der frischgebackenen Mama aus.

Obwohl Kinder erst ein paar Minuten alt sind, sind sie meist sehr motiviert zu trinken. Die Saug- und Schluckbewegung haben sie bereits im Mutterleib geübt. Es gibt sehr viele Ultraschallaufnahmen auf denen Kinder beim Daumenlutschen beobachtet werden.

Anfangs produziert eure Brust eine sogenannte Vormilch – auch Kolostrum genannt. Sie enthält viele Immun- und Wachstumsstoffe für das Baby. Diese Milch ist gelb, zähflüssig und nur in geringen Mengen vorhanden – auch weil der Magen von eurem Kind noch sehr klein ist. Ihr könnt euch also vorstellen, wie schnell diese paar Tropfen auch wieder verdaut sind. Das erklärt, warum Kinder anfangs sehr oft, manchmal stündlich, an der Brust trinken möchten.

Stillen nach Bedarf sorgt dafür, dass Kinder die Milchproduktion anregen und gleichzeitig auch satt werden. Babys dürfen nach der Geburt bis zu 10% ihres Geburtsgewichtes abnehmen. Immerhin haben sie den ersten Stuhl, sie scheiden Urin aus und bekommen verhältnismäßig nur wenig Milch – das Abnehmen ist somit völlig normal.

Je öfter und effektiver Kinder in den ersten Tagen trinken, desto schneller kommt dann der berüchtigte Milcheinschuss – häufig am dritten, vierten Tag. Das heißt die Brüste werden warm, hart und die Milch „schießt“ ein. Die Farbe der Milch verändert sich, sie wird weißlicher und flüssiger, auch die Menge wird deutlich mehr. Dadurch ergeben sich auch längere Abstände zwischen den Mahlzeiten und eine Gewichtszunahme des Kindes – was für die meisten Mamis eine große Erleichterung ist. Das Anlegen am Tag des Milcheinschusses ist oft erschwert durch die Fülle der Brust, was dafür sorgt, dass Kinder die Brustwarze nur schwer fassen können. Wichtig an diesem Tag ist Ruhe, Geduld und kein Besuch – außer dem der Hebamme, die euch mit Rat und Tat zur Seite steht.

Die Milchproduktion verlangt eurem Körper einiges an Energie ab. Das heißt ihr habt einen erhöhten Kalorien- und Flüssigkeitsbedarf. Schaut beim Stillen, dass ihr eine Wasserflasche neben euch habt und auch kleine Snacks, die ihr währenddessen zu euch nehmen könnt. Lasst euch gut mit nährstoffreichen Speisen bekochen – wie einer kräftigende Hühner- oder Gemüsesuppe. Hafer und Gerste eignen sich auch besonders in dieser Zeit. Stilltee fördert ebenfalls die Milchproduktion, er sollte jedoch individuell dosiert werden, da es auch zu einer Überproduktion kommen kann.

Häufiges Anlegen in den ersten Tagen erfordert sehr viel Geduld und Ausdauer, immerhin ist alles neu für Mama und Kind. Das Motto vieler Mütter beim Stillen lautet – Hauptsache mein Kind trinkt. Da wird schon mal auf die richtige Haltung und den mütterlichen Komfort beim Stillen verzichtet. Verspannungen und Rückenschmerzen sind meist die Konsequenz daraus. Was ihr dagegen tun könnt wird euch Physiotherapeutin Franziska ab Seite 27 erklären.

Du hast Fragen oder brauchst Unterstützung im Wochenbett beim Stillen? Dann bist du bei uns genau richtig. Gerne kannst du uns nach Voranmeldung in unserer Ordination besuchen oder wir treffen uns bei einem Hausbesuch bei dir zu Hause.

Autorinnen: Stefanie Winkler & Tamara Böhm