Tragehilfe und Tragetuch liegen im TrendWelche Dinge zu beachten sind

In den letzten Jahren hat sich der Markt für Tragefreudige enorm entwickelt. Tragetuch und Tragehilfe gibt es mittlerweile in unzähligen Varianten und Ausführungen. Ein Dschungel der kaum noch zu durchblicken ist. Zur Zeit unserer Eltern und Großeltern gab es zwar das Tragetuch und vielleicht die eine oder andere Trage, doch oft wurden Tischtuch, Schal und Co verwendet, um etwas Geeignetes selbst zu basteln. TrageberaterInnen waren zu diesem Zeitpunkt wohl eher rar.

Tragen ist natürlich

Dass wir als Menschen zu den Säugetieren zählen, ist bekannt. Weit weniger bekannt ist, dass wir als sogenannte Jungentypen nicht zu den Nesthockern oder Nestflüchtern, sondern zu den Traglingen zählen. Wir wollen nahe beim Kind sein, Geborgenheit und Nähe vermitteln und spüren. Das Tragen liegt somit in unserer Natur und ist überdies noch außerordentlich praktisch.

Tragen bindet

Neun Monate wird unser Baby im Bauch gewiegt, geschaukelt und überall hin mitgenommen. Diese Geborgenheit und Wärme wünscht es sich natürlich auch nach der Geburt. Durch den intensiven Körperkontakt beim Tragen hört und spürt es deinen Herzschlag. Ihr spürt und riecht einander und seid beide zufrieden. Dein Baby ganz nah bei dir zu haben, gibt nicht nur ihm sondern auch dir Sicherheit und ermöglicht euch eine starke Bindung zueinander aufzubauen. Und das Tolle ist, du kannst schnell auf die Bedürfnisse deines Babys reagieren, da es ja unmittelbar bei dir ist.

Mit den Händen tragen

Hast du Trage oder Tragetuch nicht zur Hand, sitzt dein Baby schon mal gemütlich auf der Hüfte oder liegt in deinen Armen. Mit zunehmendem Alter steigt das Gewicht des Babys. Dein Körper merkt das natürlich und reagiert mit Verspannungen an Nacken und Rücken oder Schmerzen in den Schultern und dem Beckenboden.

Im Alltag

Wer kennt solche Situationen nicht, in denen wir uns zwei oder am Besten gleich mehr freie Hände zur Erfüllung unserer alltäglichen Aufgaben wünschen. Genau hier kommen Tragetuch und Tragehilfe zum Einsatz. Endlich kommst du zum Durchschnaufen. Der schnelle Einkauf im Lebensmittelgeschäft um die Ecke kann erledigt werden und ein Spaziergang über Stock und Stein, wo manch ein Kinderwagen versagt, ist auch noch möglich. Vielleicht geht sich auch ein ruhiges Telefonat mit der besten Freundin aus, weil dein Baby in Tuch oder Tragehilfe entspannt eingeschlafen ist.

Richtiges Tragen für Mama und Kind

Viele Mamis, die mich als Trageberaterin rufen, kaufen sich bereits in der Schwangerschaft ein Trageutensil. Und oft merken sie, wenn ihr Baby da ist, dass es trotz guter Anleitung seitens des Herstellers nicht so einfach ist, Schnallen und Gurte bei Tragehilfen richtig einzustellen oder das Tuch passend zu binden. Wir TrageberaterInnen haben natürlich viele Tipps und Tricks in unserem Köfferchen für dich, die nun mal in keiner Anleitung stehen.

Hier sei gesagt, dass richtiges Tragen unheimlich wichtig ist. Hersteller von Tragehilfen und Tragetüchern sind heute sehr darauf bedacht, dass die natürliche physiologische Haltung des Kindes mit ihrer Trage optimal unterstützt wird.

Es gibt viele Bereiche, auf die beim Tragen geachtet werden soll. Schauen wir uns drei besonders wichtige genauer an:

Der Winter steht vor der Tür. Auch in dieser Jahreszeit soll das Tragen Spaß machen und Kind und Mama sollen es angenehm warm haben. Besonderes Augenmerk solltest du in dieser Zeit auf Kopf und Füße deines Kindes legen, damit diese nicht auskühlen.

Im Sommer gilt es die Faustregel im Kopf zu behalten, dass Trage und Tuch eine Schicht Kleidung ersetzen. Als Tipp: Nimm zusätzliches Gewand fürs Kind und für dich zum Wechseln mit, falls ihr schwitzt.

Das Baby am besten körpernah und fest tragen. Neben der körperlichen Entlastung der Mama wird dadurch auch die Entwicklung von Hüfte und Wirbelsäule deines Babys unterstützt. Je lockerer gebunden, desto unangenehmer wird es für dich und dein Kind.

Bring dein Kind in die Anhock-Spreiz-Haltung. Es handelt sich hierbei um eine natürliche Position des Kindes, bei der Oberschenkel und Hüftgelenk optimal zueinander stehen und die gesunde Entwicklung des Hüftgelenkes gefördert wird. Als Orientierungshilfe kannst du dir vorstellen, dass die Knie deines Kindes auf seiner Bauchnabelhöhe sein sollten und die Sitzposition wie ein „M“ aussieht.

Mein Körper macht schlapp

Oft werden die Warnsignale des eigenen Körpers nicht wahrgenommen. Die kleine Verspannung an der rechten Schulter. Das Zwicken in der Hüfte. Der schwere Beckenboden, der sich instabiler anfühlt als unmittelbar nach der Geburt. Bis hin zu Schmerzen in Armen und Fingern, die vom Rücken ausgehen. Natürlich gibt es unzählige Gründe, warum der Körper zu einem spricht, etwa die Verantwortung und Bewältigung des Familienalltages als Elternteil oder der Spagat zwischen Job und Familie.

Besonders in der Phase des Tragens bzw. in der Zeit nach der Geburt, stellt sich das Leben ohnehin auf den Kopf. Schnell werden Signale übersehen. Achtsamkeit auf die eigene Gesundheit soll an oberster Stelle stehen. Sonst ist im Nu das Tragen für einige Tage oder Wochen eingeschränkt oder gänzlich unmöglich.

Wie können wir dem vorbeugen?

Um möglichen Schmerzen vom Tragen entgegenzuwirken ist es ratsam, Sport zu betreiben, um speziell Rücken, Nacken, Schulter und Becken zu stärken. Ausgleichende Übungen für deinen Körper z.B. durch Yoga oder Workout, sind in der Tragezeit essentiell.

Es spricht nicht nur nichts dagegen, sondern vieles dafür, auch die Papas, Opas und Omas in das Tragethema einzubinden. Die Kinder lieben es genauso von ihnen getragen zu werden. Und nicht erst ein Opa wurde zum Tragefan.

Mit dem Strom

Tragen liegt heute voll im Trend und ist zur In–Sache geworden. Für jede/n lässt sich ein passendes Trageutensil finden und für viele ist das Tragen aus dem täglichen Leben mit dem Kind nicht wegzudenken. Tragen soll jedoch keine Verpflichtung sein. Es soll Spaß machen und ein wohlig warmes Gefühl für Mama/Papa und Kind bieten. Es kann schon mal sein, dass Mama und Kind bereits nach zehn Minuten tragen an einem Tag an ihre Grenzen stoßen.

Hör auf deinen Körper und seine Zeichen. Achte auf deine körperliche und emotionale Kraft. Und vergiss nicht – Geht’s der Mama gut, geht’s dem Kind gut.

Autorin: Mag. (FH) Petra Etzelstorfer